Die Fraktion DIE LINKE spricht sich gegen alle Formen des Geoengineerings als Maßnahmen zur Klimagestaltung aus. Dazu gehört auch die von Konsortien in mehreren Ländern angestrebte kommerzielle Eisendüngung der Ozeane. Die Folgen für die maritimen Ökosysteme sind nicht absehbar. Die Ursachen des Klimawandels müssen angegangen, die Treibhausgasemissionen also radikal gesenkt werden.
Wir begrüßen, dass das Umwelt- wie das Forschungsministerium sich ebenfalls im Sinne des Weltklimarates IPCC und im Sinne der CBD-Resolution IX/16 sowie des London-Protocoll eindeutig gegen alle Überlegungen abgrenzt, mittels risikoreicher und nicht nachhaltiger „End-of-pipe“-Lösungen gegen den Klimawandel vorgehen zu wollen.
Es ist im Interesse einer unabhängigen Wissenschaft, dass sich neben der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts auch die Projektleitung von LOHAFEX eindeutig von Versuchen zur Legitimierung einer großflächigen Meeresdüngung distanziert. Skeptisch sind wir gegenüber Aussagen der beiden Projektleiter, die im Zusammenhang mit dem LOHAFEX-Projekt Überlegungen über großflächige Eisendüngung zur Reduzierung des atmosphärischen CO2-Gehalts anstellen. Auch die Wissenschaft muss zum verantwortlichen Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen beitragen. Dazu gehört etwa, dass das Forschungsdesign ökologische Folgen der Nutzung gewonnenen Wissens einbezieht.
Bisher gibt es keine rechtlich eindeutig definierenden Regelwerke zu derartigen wissenschaftlichen Versuchen, jedoch eindeutige politische Absichtserklärungen, die aus Sicht der LINKEN eine hohe politische Legitimität besitzen. Die Konformität des LOHAFEX-Experiments mit diesen Absichtserklärungen ist umstritten. Alle vorliegenden Gutachten belegen jedoch eine ökologische Unbedenklichkeit dieses im kleinen Maßstab stattfindenden Experiments. Das Experiment ist daher nicht vorrangig rechtlich, sondern politisch zu bewerten.
LOHAFEX untersucht die Rolle des Eisens im Kohlenstoffkreislauf zwischen Ozean und Atmosphäre und stellt Daten für Beantwortung mehrerer komplexer Fragestellungen zur Verfügung. Es geht also um mehr, als um die umstrittene Eisendüngung. Das Experiment selbst dient der Grundlagenforschung und dem besseren Verständnis des Wandels der ökologischen und klimatischen Systeme. Diese Forschung wird mit Einschränkungen in den genannten internationalen Vereinbarungen begrüßt. Die Gewährleistung der Forschungsfreiheit, die einen aufklärenden Diskurs über den Klimawandel erst ermöglicht, ist auch Ziel unserer Politik.
Es ist grundsätzlich richtig, dass das BMU Bedenken, die im gesellschaftlichen Raum zum Experiment LOHAFEX geäußert wurden, nachgeht. Allerdings waren Expertinnen und Experten des Umweltbundesamtes in die Planungen einbezogen, zudem wird das Experiment bereits seit 2005 vorbereitet und wurde 2007 in Anwesenheit der Bundeskanzlerin bestätigt. Der fahrlässige Umgang der beteiligten Bundesministerien, die jeweils wenig Verantwortung für die Interessen der Forschung auf der einen und die der Umweltverträglichkeit auf der anderen Seite gezeigt haben, mit diesem sensiblen Thema wird von uns scharf kritisiert. Hier erwartet die LINKE von der Bundesregierung zukünftig, dass in der Güterabwägung zwischen Umweltschutz und Forschungsfreiheit frühzeitig kooperiert und eine Risikobewertung vorgenommen wird.