„Deutsche Wissenschaft ist Prekaritätsweltmeister. Dazu hat auch das Wissenschaftszeitvertragsgesetz beigetragen, in dessen Geltungsbereich besonders kurze Arbeitsverträge mit unter einem Jahr Laufzeit abgeschlossen wurden. 83 Prozent der angestellten wissenschaftlich Tätigen sind nunmehr auf befristeten Stellen beschäftigt.“ Dies erklärte Petra Sitte, forschungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, anlässlich des heute im Kabinett verabschiedeten Evaluierungsberichts zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Sitte weiter:
„Die berufliche Unsicherheit ist der Hauptgrund dafür, dass viele Hoch- und Höchstqualifizierte der deutschen Wissenschaftslandschaft den Rücken kehren. Frauen entscheiden sich noch häufiger als ihre männlichen Kollegen deswegen gegen eine Karriere in der Wissenschaft. Die familienpolitischen Komponenten des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes haben daran nichts geändert. Denn es gibt keinen Rechtsanspruch von Eltern auf Verlängerung von befristeten Verträgen und für Drittmittelbeschäftigte gelten sie ohnehin nicht.
Die Bundesregierung muss zur Kenntnis nehmen, dass wenn sie auf weitere Drittmittelprogrammen wie die Exzellenzinitiative setzt, sie das Problem nur verschlimmert. Helfen könnte hingegen, den Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern über das Instrument des Tenure Track eine dauerhafte Perspektive auch neben der Professur zu ermöglichen. Zudem muss die Tarifsperre bei Drittmittelstellen endlich aufgehoben werden, damit bspw. Personalpools vereinbart werden können, die Entlassungen am Ende der kurzen Projektzeiten vermeiden. Beides hat DIE LINKE in einem Antrag vorgeschlagen.
Es ist bemerkenswert, dass sich die Veröffentlichung der Evaluierung mehr als sechs Monate verzögert hat. Offensichtlich hatten die Hochschulforscher eine andere Sicht der Dinge als das Auftrag gebende Ministerium. Die vollständigen Studienergebnisse sollten schnellstens der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.“