Gleich zu Beginn fasst Projektleiter Friedhelm Fitz das Konzept der Neustädter „Schnitten“ bei der täglichen Arbeit mit Neustadts Kindern knackig zusammen: „Hier ist alles in einem Raum, Kinder von 6 bis 14 spielen und basteln zusammen, machen gemeinsam Hausaufgaben – Cliquen können so viel schwieriger entstehen.“
Und tatsächlich: wenn man die größte der insgesamt vier „Schnitten“, die sogenannte Tankstelle in der Unstrutstraße, betritt, erkennt man das Prinzip sofort. In einer Ecke sitzt eine Betreuerin mit vier Kindern und liest ihnen vor, an einem Tisch werden Karten gespielt. Und während schon der Kaffeetisch gedeckt wird, werden gleich nebenan die letzten Hausaufgaben gemacht.
An diesem Nachmittag trifft sich Petra Sitte mit Friedhelm Fitz, dem Projektleiter des CVJM (Christlicher Verein junger Menschen), der die vier Kinder- und Jugendeinrichtungen in Neustadt betreut. Er berichtet, dass er durchaus vielfältige Ursachen dafür sehe, dass zahlreiche Kinder die Betreuungs- und Hilfsangebote der „Schnitten“ in Anspruch nehmen würden. Keinesfalls seien nur die sogenannten Migrantenkinder betroffen. In jedem Einzelfall müsse man ganz genau schauen, wo die Probleme liegen. Armut allein sieht Fitz nicht als Grund für das oft sehr gestörte Verhältnis zwischen Eltern und Kindern: „Viele heutige Eltern haben doch selbst nie mit ihren Eltern gemeinsam gegessen oder ähnliches. Sie geben heute weiter, was sie gelernt und erlebt haben.“
Armut mache die Probleme offen sichtbar, die viel verbreiteter seien und verschlimmere die Situation zudem, führt der Projektleiter weiter aus. Er kümmert sich ehrenamtlich um die Leitung aller „Schnitten“, oft ist sein Arbeitstag nach acht Stunden noch nicht vorbei. Es gibt einfach zu viel zu tun.
Etwa 70 Kinder werden zur Zeit in den vier Neustädter Einrichtungen betreut. Noch eine „Schnitte“ mehr wünscht sich Fitz für Neustadt: „Die Kinder gehen nicht durch die halbe Stadt zu einer solchen Einrichtung. Deshalb müssen sie sehr nah und flächendeckend sein.“ Zudem sieht er Bedarf in der Südstadt und ganz besonders in Halles Osten, in der Freiimfelder Straße. Dort sei es sehr trostlos, für Kinder sei dort kein Raum.
Petra Sitte nahm die Tipps gern entgegen – als Anregung für die zukünftige Arbeit im Stadtrat.