Petra Sitte, diplomierte Volkswirtin, macht seit dem Jahr 1990 Politik in und für Halle. Im Stadtrat, als Landtagsabgeordnete, im Bundestag. „Clara“ begleitete Petra Sitte in ihrer Heimatstadt.
Seit 33 Jahren ist Halle das Zuhause von Petra Sitte. Die gebürtige Dresdnerin kam Ende der 1970er Jahre in die Stadt an der Saale. Mittlerweile ist sie eine öffentliche Person. Eine, die auf Straßen und Plätzen erkannt wird. Das mag an ihrer markanten Frisur liegen, den schon immer kurzen und nach hinten gekämmten Haaren. Noch mehr wird es mit ihrem zweiten Markenzeichen zu tun haben: dem Mountainbike. Damit tourt sie durch die Straßen, fährt zu Terminen und Verabredungen.
Auf ihrem Tourenplan an diesem Augusttag steht das Kinder- und Jugendhaus in Halle-Süd. Ein Wohnviertel mit viel Grün, die großen Häuser leuchten in frischen Farben, mittendrin der offene Treffpunkt für Kinder und junge Erwachsene im Alter von 6 bis 27 Jahren. Ein Haus mit vielen Angeboten. Denn der freundliche Eindruck draußen vor der Tür vertuscht die Probleme hinter den Türen und Fenstern. Für viele Familien ist der Alltag einfach schwierig. Trotz Arbeit bleibt vom Verdienst nur wenig für Freizeit und Kultur ihrer Kinder. Das sozialpädagogisch betreuende Haus ist da ein Rettungsanker. Auch Jugendliche, die ohne Lehrstelle blieben, Schulabbrecher sind, mit Drogen zu tun hatten, die ihr Leben aber gern in den Griff bekommen möchten, finden hier Partner und Projekte.
Petra Sitte spielt mit den Kindern, unterhält sich mit Jugendlichen in der Kreativwerkstatt, hört lange den Betreuern zu. Dieses Haus ist für die Stadt Halle eine sogenannte freiwillige Aufgabe. Die Finanzierung, die ohnehin jedes Jahr neu beantragt werden muss, steht wieder einmal auf der Kippe. »Das sind Momente«, sagt Petra Sitte, »da könnte ich nur noch losheulen. Wenn es diese Leute und solche Orte nicht gäbe, würde die Gesellschaft noch viel früher auseinanderfliegen. Und gerade die müssen bei der Politik um Geld betteln.« Beim Abschied verspricht Petra Sitte, das Problem mit in die nächste Haushaltsberatung zu nehmen. Denn Petra Sitte ist nicht nur Bundestagsabgeordnete, sondern seit 2004 auch Mitglied des Stadtrats Halle.
Wissenschaftlerin und Kulturförderin
Am frühen Nachmittag ist Petra Sitte, in der Fraktion DIE LINKE die Sprecherin für Forschungs- und Technologiepolitik, im Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik verabredet. Der Institutsleiter, Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn, empfängt sie. Es geht um die politisch gewollte Energiewende, um Weitsicht und Verantwortung der Politik. Auch darum, wie die Bevölkerung bei solchen Umbrüchen mitgenommen werden muss, um Photovoltaik, um praxisbezogene Forschung und natürlich auch immer wieder ums Geld. Da sitzen zwei an einem Tisch, die sich verstehen und respektieren. Beide nehmen Anregungen, Informationen und Wünsche mit.
Am Ende des Tages besucht Petra Sitte einen ihrer Lieblingsorte. Der liegt nur einen Steinwurf weit weg von Halle: die Willi-Sitte-Galerie in Merseburg. Grafiken, Handzeichnungen und Gemälde aus 60 Jahren künstlerischem Schaffen des Malers zeigt und bewahrt die Galerie. Petra Sitte wird oft angesprochen, ob sie mit dem Künstler verwandt ist. »Politisch schon, biologisch nicht«, sagt sie dann schmunzelnd. Es ist eine zufällige Namensgleichheit und doch mehr.
Solange wie die Sitte-Stiftung und die Galerie existiert, sponsert Petra Sitte diesen schönen Kulturort. Monat für Monat. Ebenso wie den Kunstverein Talstraße, das Künstlerhaus 188 und das schon beschriebene Kinder- und Jugendhaus. Gefragt, warum sie das macht, sagt sie schlicht: »Weil es gut ist.« Petra Sitte arbeitet seit dem Jahr 2005 im Bundestag. Bei der letzten Wahl 2009 wurde sie direkt gewählt. Will sie es im nächsten Jahr erneut versuchen? »Ja, klar«, sagt sie ohne Zögern.
Gisela Zimmer