(c) Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e.V. (beide)
Wie sehe ich mich als Politikerin? Wie nimmt die Außenwelt mich als Politikerin wahr? Mit diesen nicht gerade einfachen Fragestellungen begann die Begegnung mit Auszubildenden der Fachrichtung Gestaltungstechnische Assistenz in Quedlinburg. Und diese beiden Fragen läuteten keinesfalls einen zehnminütigen Dialog ein, sondern einen Karikaturenwettbewerb: Die Auszubildenden verlangten die Antwort in zeichnerischer Form.
Für jede(n), der Petra Sitte ein wenig kennt, fiel die Selbstwahrnehmung nicht ganz überraschend aus: als Radfahrerin, die von Termin zu Termin sprintet. Ganz im Gegensatz dazu befürchtet sie, dass PolitikerInnen allgemein eher als Fische in einem Goldfischglas gesehen werden könnten: Sie könnten zwar eine Menge Wellen erzeugen, außerhalb ihres Glases (sprich: bei der Wählerschaft) würde sich jedoch nichts verändern.
Dass dies beileibe nicht der Realität entspricht, bringt auch das Projekt „Azubis treffen Politik“ der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt zum Ausdruck, in dessen Rahmen der Besuch in der Quedlinburger Berufsschule stattfand. Das Besondere an dieser Veranstaltungsreihe besteht darin, dass alles von den Auszubildenden selbst vorbereitet und durchgeführt wird. Das wurde nicht nur durch den besonderen, ja: innovativen Einstieg deutlich. Nach dem Vorstellen der Zeichnungen begann eine rege Diskussion, die sich ganz um die Belange der Auszubildenden wie Bafög, Berufseinstieg oder Urheberrecht drehte. Deutlich wurde dabei insbesondere, dass die schulische Ausbildung oft mit großen finanziellen Schwierigkeiten verbunden ist. Vor allem eine Fahrtkostenerstattung sowie eine Anhebung des Bafög-Satzes würde Vielen helfen.
Aber auch eine intensivierte Förderung von Open-Source-Software würde den Auszubildenden in Quedlinburg zugute kommen. Schließlich entfiele damit die notwendige Anschaffung teurer Spezial-Software, die oft gewaltige Lücken ins Budget reißt.
Nach der Diskussion wurde es wieder praktisch: Petra Sitte wurde in die anspruchsvolle Kunst der Vektorgrafiken eingeführt. Unter Anleitung der Auszubildenden wurden Parteilogos „nachgebaut“, die den Originalen tatsächlich verblüffend ähnlich sahen.
Damit endete ein Treffen mit engagierten Auszubildenden, welches nicht nur überraschende Herausforderungen, sondern vor allem spannende Einblicke in den Berufsschulalltag, inhaltliche Anregungen für die Bildungspolitik und einen echten Lerneffekt bieten konnte.
Den zugehörigen Bericht von der Jungen Akademie Wittenberg finden Sie hier.