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Noch vor den Sommerferien wurde in der halleschen Sekundarschule Johann Christian Reil das erste sogenannte Multitouch-Board an einer Schule in Deutschland eingeweiht. Im Unterschied zu anderen großen Displays ist hier der Computer bereits integriert und wird wie ein großer Tablet-Computer mit dem Finger oder Stift bedient. Mit seinem Funktionsumfang kann es nicht nur herkömmliche Schultafeln, Whiteboards und Polyluxe weitgehend ersetzen, sondern bietet auch neue Anwendungsmöglichkeiten. Die großen Vorteile liegen dabei auf der Hand: Anders als bei „normalen“ Tafeln“ kann das Schaubild abgespeichert und wieder verwendet werden; über ein Netzwerk können Aufsätze, Bilder etc. der SchülerInnen problemlos präsentiert oder externe Inhalte über USB-Schnittstellen in den Unterricht implementiert werden. Über die Verwendung digitaler Schulbücher freuen sich nicht zuletzt auch die Rücken der SchülerInnen, die nicht mehr Tag für Tag die dicken Schulbücher herumtragen müssen.
Es wird also schnell deutlich, dass die Multitouch-Boards eine echte Bereicherung für den Schulalltag darstellen können. Darüber freut sich auch Petra Sitte: „Die technischen Maßstäbe, die heute im Privaten und in der Wissenschaft gelten, sollten auch in der Schule genutzt werden.“
Allerdings ging sie in ihrem kurzen Statement auch darauf ein, dass damit längst nicht alles erreicht ist: „Die technische Modernisierung darf nicht dazu führen, dass die Ausbildung der Lehrenden vernachlässigt wird. Anstatt an der Hochschul- und Weiterbildung zu sparen, muss hier investiert werden, um alle PädagogInnen für den sinnvollen Einsatz des technisch Möglichen zu begeistern.“ Da pflichtete ihr auch Schulleiter Michael Götz bei, der zudem darauf verwies, dass wichtige Fragen wie das Urheberrecht oder die Wartung der Technik einem flächendeckenden Einsatz der multimedialen Hilfen noch im Wege stehen: „Eigentlich bräuchten wir an jeder Schule einen eigenen Netzwerkadministrator. Die Lehrenden können die Wartung und Pflege der Technik nicht einfach so nebenbei erledigen.“
Und noch eine spannende Frage bleibt vorerst offen: Wie sieht ein moderner Unterricht tatsächlich aus, der das technisch Machbare mit pädagogischen Konzepten und Bildungsinhalten verknüpft? Petra Sitte – und mit ihr sicher alle PädagogInnen, Eltern und SchülerInnen – ist gespannt auf die Entwicklungen in diesem Bereich: „Die Erziehungs- und Bildungsforschung wird sich weiterhin intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzen um eine adäquate Anwendung der neuen Lern- und Lehrmedien zu erreichen.“
Trotz dieser offenen Fragen ist das „Riesen-Tablet“ schon jetzt mehr als eine nette Spielerei. Es ist eine sinnvolle Innovation im Bildungsbereich, die hoffentlich große Verbreitung findet.
Einige Fotos von der Präsentation des Multitouch-Boards finden Sie hier.