„Seid mutig und bringt euch ein!“ könnte der Slogan der diesjährigen Frauentagsveranstaltung des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung und des Landes Sachsen-Anhalt sein. Gemeinsam mit dem Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V., dem Deutschen Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt und der LandsArbeitsGemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten Sachsen-Anhalts wurde schon am 1. März 2017 der Frauentag im Theater Eisleben vorgefeiert.
In Eisleben wuchs der Reformator Martin Luther auf und starb auch dort. Da dieses Jahr die Lutherdekade ihren Höhepunkt erreichen soll, liegt es nahe, dass sich die Frauentagsveranstaltung als Thema auch die Reformation ausgesucht hat, welches im Laufe des Tages immer wieder aufgetaucht ist.
Der Theatersaal war gut gefüllt. Einzelne Damen erschienen in historischen Gewändern. Später erfuhr man, das es sich um Eislebenerinnen handelt, die historische Stadtführungen organisierten. Mit den Nachwirkungen vom Karneval hatte das also nichts zu tun. Dass der Rosenmontag schon vorbei war, musste sich trotzdem nochmal in Erinnerung gerufen werden. Denn die Ministerin für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, Anne-Marie Keding und ihre Ministerialdirigentin Uta Wilkmann sorgten für reichlich Irritation und Unmut. Während Letztere meinte, noch nie etwas von Frauen gehört zu haben, die reformatorisch wirkten, war Erstere der Überzeugung, dass die Gleichstellung in diesem Land so gut vorangekommen sei, dass kaum noch Wünsche offen bleiben dürften. Auf den Tusch und die Kamelle warteten die Gäste vergeblich.
Dafür gab es starke Grußworte von der Landrätin Angelika Klein und der Eislebener Oberbürgermeisterin Jutta Fischer. Angelika Klein erwiderte auf Kedings Rede, dass ein selbstbestimmtes Leben bis heute nicht vorgesehen ist und dass Ministerin Keding doch wissen müsse, wie es ist, allein in einer Männerwelt zu bestehen. Oberbürgermeisterin Fischer hielt ein Plädoyer für die Lutherstadt Eisleben. Sie habe fünf Reformationsorte vorzuweisen und darum müsse die Lutherdekade erhobenen Hauptes präsentiert werden – auch von den Frauen. Kämpferisch, beinahe polemisch, setzte sie fort, dass Männer die Religionsgeschichte geschrieben und Frauen sich trotz Verbotes eingebracht haben. Frauen müssen sich nach wie vor selbst einbringen, um gegen Ungleichheiten vorzugehen.
Nach den Grußworten folgten zwei Fachreferate. Zunächst hörten die anwesenden Frauen von der Kunsthistorikerin Jutta Jahn etwas zu den Frauen in der Reformation. Im Anschluss referierte Steffi Schikor zur Frauenbewegung damals und heute und schloss, dass die Frauen in Deutschland noch immer nicht in Gleichberechtigung leben. Sie verdienen immer noch weniger als Männer, arbeiten vermehrt prekär oder in Teilzeit, Gleichstellungsstellen werden abgebaut und eine Frauenquote wird immer noch diskutiert statt umgesetzt. Junge Frauen seien die Repräsentantinnen einer sehr gut ausgebildeten Gesellschaft mit allen Chancen und Möglichkeiten und doch stehen sie unter enormem Druck. Schikor beschwor daher Ministerin Keding, die Frauenbewegung im Land anzuführen.
Nach einem langen Applaus für die Referentin ging es über in den interaktiven Teil des Tages. Die Frauen teilten sich auf verschiedene Workshops auf. Die Themen waren: Frauen und Kultur, Frauen und Religion, Frauen und Bildung, Frauen und Arbeitswelt. In diesen Arbeitsgruppen gab es regen Austausch und die entstandenen Gedanken, Wünsche und Forderungen wurden schriftlich auf Karten festgehalten. Die Arbeitsergebnisse wurden im Anschluss im großen Plenum präsentiert. Ministerin Keding wählte dann aus jeder Gruppe einige Thesen aus, um diese symbolisch vor dem Theatergebäude an eine Holztür zu schlagen. Darunter waren Forderungen nach der Erhöhung des Mindestlohns, nach gleichen Löhnen für gleiche und gleichwertige Arbeit, nach Frauenförderung und Religionsfreiheit und vielem mehr.
Somit war der offizielle Teil vorbei und als kulturellen Höhepunkt kamen alle Frauen in den Genuss der Theaterinszenierung Zarah 47, einem Musical-Solo über die Sängerin Zarah Leander. Auch wenn Zarah Leander selbst keine Rosen geschenkt bekommen haben wollte, so wurden sie zum Abschied an alle Frauen verteilt.