15:00 – 22:00
CK Ballhaus Berlin, Berlin
Gerade in den Neuen Bundesländern ist DIE LINKE in vielen kommunalen und Landesparlamenten vertreten. Doch auch nach 27 Jahren linkspolitischer Arbeit weisen die statistischen Daten zu Einkommen, Bildung oder Stromkosten immer noch großflächige Ost-West-Unterschiede nach. Von der Zahl der unehelich geborenen Kinder über die Höhe von Privatvermögen bis hin zur Zahl der Frauen in Führungspositionen tickt der Osten anders. Die Linksfraktion ist bislang die einzige Bundestagsfraktion, die nicht nur statistische Daten, sondern auch kulturelle Praxen berücksichtigt – und versteht. Dazu zählen auch Mentalitätsunterschiede. Wir kämpfen auch gegen Benachteiligungen, die sich seit der Wiedervereinigung derart gesellschaftlich verfestigt haben, dass sie faktisch unveränderbar erscheinen. Selbst einige Gewerkschaften haben zum Beispiel die Lohndifferenz von mehr als 20 Prozent längst akzeptiert. Für die Ostdeutschen ist es eine weitere stille Demütigung auf dem Lohnzettel. Die einen meinen, ihre ostdeutsche Herkunft sei nicht mehr wichtig. Junge Menschen aus Ost und West seien längst überall auf der Welt zu Hause. Wirtschaftsinstitute sagen, dass es auf absehbare Zeit keine gleichwertigen Lebensverhältnisse geben wird. Kulturelle Praktiken von FKK bis Super Illu scheiden sich entlang der ehemaligen Mauer. Wahlergebnisse fallen deutlich unterschiedlich aus. In Ostdeutschland leben weniger Leute als in Nordrhein-Westfalen – aber der Ost-West-Unterschied sorgt für weitaus mehr gesellschaftliche Spannungen. Was bedeutet Ostdeutschsein heute? Wie verhält sich Ossi-Sein im Zusammenspiel mit anderen Unterscheidungsmerkmalen wie Alter, Geschlecht oder Behinderung? Welche politische Bedeutung sollen wir Ostdeutschland als Politikfeld zuerkennen? Welche Zukunft haben Ost und West?
Mit den geladenen Gästen aus den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kunst möchten wir uns auf verschiedenen Ebenen und aus verschiedenen Perspektiven mit den gesamtdeutschen Spannungsverhältnissen in Ostdeutschland beschäftigen. Als Bundestagsfraktion sind wir sowohl auf den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern angewiesen, als auch auf den Dialog mit Wissenschaft und Kunst, die uns Fakten, Analysen und kreative Lösungsvorschläge liefern können.